BM9.1 Konzepte erstellen
2. Randbedingungen zum Erstellen von Anlagenkonzepten
Vor der Erstellung eines Anlagenkonzepts sollte immer eine Bedarfsanalyse anhand der im Gebäude vorhandenen Dienstleistungen (Heizen, Kühlen, Trinkwarmwasser, Lüftung, Beleuchtung, Nutzerstrom) erfolgen. Liegt ein nutzungsbedingter Bedarf an, sollte dieser zunächst durch passive Maßnahmen reduziert werden (innere Randbedingungen, s. folgende „Strategie-Grafik“).
Abb. 1 Schema zur Strategie des energieeffizienten Bauens; Quelle: ina Planungsgesellschaft
Geprüft werden sollten auch die Präferenzen des Nutzers/Auftraggebers sowie die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien am Standort und die Umsetzbarkeit eines vernetzten Konzepts (z. B. Nah/Fernwärme) oder gebäude-, wohnungs- oder raumweisen Konzepts (äußere Randbedingungen, s. „Strategie-Grafik“). Die Analyse der Umgebungs- und Nutzungsbedingungen ist für die optimale Konzipierung der gebäudetechnischen Anlagensysteme unverzichtbar. Standortspezifische Faktoren wie Besonnung, Verschattung, Thermik und Belüftung beeinflussen die erforderliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Funktionsweisen. Lokale Potenziale, z. B. bereits vorhandene Energiequellen/-träger, sollten bestmöglich ausgeschöpft werden.
Anschließend werden die passenden Anlagenkomponenten wie Übergabe, Verteilung, Speicherung und Erzeugung in Kombination für jede Dienstleitung (z. B. Wärme, Kälte, TWW) ausgewählt. Stehen die Anlagenkomponenten fest, sollte deren Effizienz durch Kennwerte (z. B. nWRG, Wirkungsgrad) sowie eine passende Steuerung/Regelung festgelegt werden, um das Konzept weiter in Bezug auf die resultierenden Energiebedarfe zu optimieren. Auch deren Anordnung und Befestigung am/im Gebäude sollte frühzeitig geprüft werden (z. B. Synergieeffekte solaraktive Systeme, Kanal-/Leitungsführung im Gebäude, Platzbedarf).
Mit einer frühzeitigen, gleichzeitigen und fachkundigen Planung der Gebäudehülle und der haustechnischen Anlagen kann die Anlagentechnik als System in das Gebäude integriert werden. Lüftungsanlagen, Solaranlagen, Installationsschächte, etc. werden zu einem Bestandteil des Gebäudes oder der Fassade, ohne dass schwierige Anschlüsse oder der Eindruck eines nachträglich aufgesetzten Bauteils entstehen. Außerdem kann durch die Optimierung der Gebäudehülle der über die Gebäudetechnik zu deckende Energiebedarf erheblich reduziert werden, woraus sich gleichzeitig geringere Anforderungen an die gebäudetechnischen Anlagen, eine höhere Effizienz sowie geringere Betriebskosten ergeben.
Durch eine sinnvolle Kombination aus Gebäudehülle, Anlagentechnik und optimierter Betriebsweise können energieeffiziente Gebäude – unter Beibehaltung sämtlicher Komfortansprüche – mit begrenztem technischen Aufwand erstellt und betrieben werden. Wichtigstes Planungs- und Kommunikationselement ist dafür die gemeinsame (integrale) Entwicklung eines ganzheitlichen Anlagenkonzepts.