3. Entscheidungshilfen beim Einsatz erneuerbarer Energiequellen


Im Zuge der Erstellung eines zukunftsfähigen Energiekonzepts sollte immer die Einbindung von erneuerbaren Energiequellen geprüft werden, um fossile Ressourcen zu schonen. Gem. EU-Gebäuderichtlinie sollen Gebäude zukünftig einen „fast bei null liegenden“ oder „sehr geringen Energiebedarf“ haben und diesen zu „ganz wesentlichen Teilen“ aus erneuerbaren Energiequellen am Standort oder in der Nähe decken2. Das Errichten bzw. Sanieren eines Gebäudes mit ambitionierteren Zielen (z. B. Effizienzhaus 55/40, Plus-Energie-Standard) als sie der Gesetzgeber vorgibt (Niedrigstenergiestandard), ist daher sinnvoll.

Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht möglicher Energieträger sowie deren Nutzungsmöglichkeiten (direkt oder als Wärmequelle für eine Wärmepumpe) und Potenzialermittlung.


Energieträger Potenzialermittlung (Vorgehen, Zielgrößen und Quellen)
Direktnutzung für Wärmeerzeugung

I Biomasse Lokale Verfügbarkeit prüfen. Verwendung von Biomasse aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Im urbanen Raum sind Feinstaubemissionen sowie Anlieferung zu berücksichtigen.
II Fernwärme Anfrage beim zuständigen Wärmenetzbetreiber, Planauskunft bzgl. Trassenverlauf; verfügbare Anschlussleistungen; Primärenergiefaktor, CO2 Emissionen.
III Solarthermie Konkrete Ermittlung von Dach-, Fassaden- und Grundstücksflächen für Module; Wärmeabnahme im Sommer erforderlich.
Direktnutzung für Stromerzeugung

IV Photovoltaik Verfügbare Dach-, Fassaden-, Grundstücksflächen auf Basis des Architekturentwurfs ermitteln.
V
Wasserkraft Potenzial abhängig von der Fallhöhe bzw. Wassermenge des Gewässers vor Ort. Länderspezifische Genehmigungsverfahren sind zu berücksichtigen.
VI Windkraft Ermittlung der Windgeschwindigkeit und -richtung am Standort. Flächenverfügbarkeit auf dem Gebäude und Grundstück prüfen (inkl. Sicherheitsabständen). Körperschallanforderungen und Statik des Gebäudes berücksichtigen.
Nutzung als Wärmequelle für Wärmepumpen

VII Abluftwärme Berechnung der Abluftmenge; Prüfung der Möglichkeit für zentrale Abluftsammlung; Abgleich mit Komfortanforderungen ggü. Lüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG).
VIII Abwasserwärme Anfrage beim kommunalen Amt für Entwässerung; Abwasserwärme aus Misch- oder Schmutzwasser geeignet; Planauskunft bzgl. Kanalform und -größe; Zielgröße: Abwassermenge, Temperatur.
IX Außenluft Klärung Aufstellungsort, Anforderungen an Lärmschutz in Bezug auf eigenes Gebäude und Nachbargrundstücke prüfen.
X Eisspeicher Eisspeicher in Kombination mit Solar-Luftabsorber, genehmigungsfrei; Eisspeicher als Wärmereserve, wenn Solar-Luftabsorber keine Wärme liefern. Flächenbedarf für unterirdische Eisspeicher und Solar-Luftabsorber auf oder am Gebäude erforderlich.
XI Geothermie Erdwärmenutzung in vielfacher Form möglich: z. B. Erdsonden, Erdkollektoren (Flächig), Energiepfähle, Erdkörbe etc.; ggf. wasserrechtliche oder bergbaurechtliche Genehmigung erforderlich. Online-Information zur Geothermieeignung durch Landesämter für Geologie und Bergbau.
XII Grundwasser Grundwasserstand und -qualität sowie Schluckfähigkeit des Untergrunds prüfen. Gegebenenfalls Wasserrechtliche Genehmigung erforderlich.

Abb. 4: Übersicht relevanter Energiepotenziale für die Nutzung von verschiedenen Anlagentechniken, Quelle: ina Planungsgesellschaft mbH, vgl. BBSR, Zukunft Bauen: Forschung für die Praxis, Band 15, „Effizienzhaus Plus Planungsempfehlungen“, 2019


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2 EU-Gebäuderichtlinie 2010/31/EU