BM9.1 Konzepte erstellen
4. Methodischer Ansatz
4.2. Resultierender Gesamtwärmebedarf eines Wohngebäudes
Bei Wohngebäuden kann von einer dauerhaften und gleichmäßigen Nutzung über das gesamte Jahr ausgegangen werden. Sind stattdessen wiederkehrende Nichtnutzungszeiten typisch wie z. B. (Betriebs-)Ferien, die zu weniger stetigen Verläufen oder sogar Bedarfseinbrüchen führen, sind diese zu erfassen.
Unterbrechungen in der wöchentlichen Nutzung (Wochenende), wie es bei Nichtwohngebäuden der Fall ist, tauchen in der Jahresbetrachtung nicht auf. Die Information, dass der bilanzierte Wärmebedarf an nur 5 statt 7 Tagen zur Verfügung gestellt werden muss, ist jedoch für die Dimensionierung von Erzeugern und Pufferspeichern essentiell. Daher muss dies für eine anschließende Detaillierung festgehalten werden. Eine ggf. benötigte Wiederaufheizung am Beginn einer Werkwoche muss entweder von einem darauf ausgelegten Spitzenlasterzeuger geleistet werden oder erfolgt aus über das Wochenende geladenen Pufferspeichern heraus.
Der für eine Solarthermie-Anlage ohnehin benötigte Speicher kann so auch im Winter einen Beitrag leisten, Lastspitzen am Morgen und insbesondere zu Wochenbeginn zu glätten und eine Überdimensionierung des Wärmeerzeugers zu vermeiden.
Die nach Aufrechnung von äußeren und inneren Wärmequellen und -senken (Gewinn und Verlust) verbleibende Energiemenge, die einem Gebäude zugeführt werden muss, um den Innenraum auf einem behaglichen Niveau zu halten, wird als Jahres-Heizwärmebedarf Qh ausgewiesen. Höhe und saisonale Verteilung sind abhängig vom Gebäudestandard und Klima. | |
Der Trinkwarmwasser-Wärmebedarf QWW verläuft weitgehend unabhängig von den Jahreszeiten eher gleichmäßig. Im Sommer wird meist kälter, dafür häufiger geduscht. Während manche Nutzungen keinen unbedingt notwendigen Warmwasserbedarf aufweisen (Verwaltung, Schule), kann er bei anderen Gebäuden den Wärmebedarf sogar dominieren (Schwimmbad, Hotel, Turnhalle). Gewerbliche Prozesswärme sollte getrennt erfasst werden, da teilweise höhere Temperaturniveaus benötigt werden (ggf. auch Dampf). | |
Die Darstellung als Jahreskurve erlaubt die Summierung aller Wärmebedarfe, hier der Summe aus Heizwärme- und TWW-Wärmebedarf. Zu beachten ist, dass anlagenspezifische Verteilungs-, Speicherungs- und Erzeugungsverluste noch nicht enthalten sind. Sind die geforderten Temperaturniveaus für TWW (z. B. 60 °C) und Raumwärme (z. B. 35 °C) stark unterschiedlich, sollte die Darstellung als „gestapelte Kurven“ beibehalten werden. |
Abb. 9: Heizwärme- und TWW-Bedarf eines Wohngebäudes; Quelle: ina Planungsgesellschaft mbH, vgl. Scale - Wärme und Kühlen