BM9.1 Konzepte erstellen
4. Methodischer Ansatz
4.4. Parameter der Konzeption und Auslegung
- Welche Energiequellen bzw. anliegenden Medien sind am Standort verfügbar oder können ohne übermäßigen Aufwand erschlossen werden? (Grundwasser, Erdwärme, Solarwärme, Fernwärme, Gasanschluss)
- Wie viel Technikfläche steht zur Installation der Anlagen zur Verfügung? (Erzeuger, Speicher, ggf. Lagerung)
- Sind bei der Verteilung ein zentrales System, mehrere Zentralen oder komplett dezentrale Erzeuger sinnvoll? (Gebäudegröße, Lage der Übergabestationen, Technikgeschoss vorhanden)
- Sind die Betriebszeiten und die geforderten Dienstleistungen der verschiedenen Nutzungen ähnlich oder erfordern zeitliche und technische Eigenheiten eine unterschiedliche Versorgung? (Insbesondere bei Nichtwohngebäuden oder auch Mischnutzungen)
- Welcher Energieerzeuger lässt sich unter Aspekten der Primärenergie am wirtschaftlichsten und nachhaltigsten installieren? (Ressourcenschonung, Emissionen, Versorgungssicherheit, Preisstabilität)
- Welcher Energieerzeuger oder Energieträger wird von welcher Instanz wie gefördert oder gefordert? (Wirtschaftlichkeitsvergleich, Machbarkeit)
- Wie hoch sind die Wirkungs- und Nutzungsgrade des gesamten Anlagenkonzepts? Wie können sie gesteigert werden?
- Wie groß ist der Aufwand für Installation, Inbetriebnahme und Wartung?
- Wie kann die graue Energie schon bei der Realisierung reduziert werden?
Das Zusammenwirken der verschiedenen Aspekte aus inneren und äußeren Randbedingungen führt letztendlich zu einer individuellen Lösung. Als Strategie bei der Entwicklung für ein energetisch geprägtes Konzept können drei Leitmotive herangezogen werden. Gemeinsam führen sie zu höherer Effektivität im Betrieb von Gebäuden:
- Suffizienz (Bedürfnisse überprüfen, Bedarf senken)
- Effizienz (Aufwand und Verluste verringern)
- Konsistenz (Erneuerbare
Ressourcen integrieren)
- Absoluten Bedarf mindern (relativen Bedarf stark mindern)
- Spitzenlasten vermeiden (Lasten gleichmäßig verteilen)
- Energie effizient bereiten (hohe Wirkungsgrade erzielen)
- Energie effizient verteilen (hohe Nutzungsgrade erzielen)
- Abhängigkeiten verringern (erneuerbare Energien nutzen)
Damit ist noch nicht festgelegt, welches energetische oder
gar architektonische Konzept verfolgt wird: Die Bandbreite reicht vom
weitgehend sich selbst regelnden Haus für den genügsamen Nutzer, der mit seiner
Kleidung kurzfristig auf Kälteeinbrüche reagiert oder es akzeptiert, im
"Jahrhundertsommer" auch im Gebäude etwas zu schwitzen, bis hin zum
hochtechnisierten und automatisierten Haus, das auch höchste Komfortanforderung
jederzeit bereitstellt und aktiv regelt, ohne den Nutzer damit zu belasten. Je
nach Konzept muss mit den verschiedenen Regelgrößen Temperatur, Luftqualität,
Strahlungsintensität u.a. unterschiedlich umgegangen werden. Zu jedem Konzept
gehört daher eine spezifische Regelstrategie, die die Sollwerte passend
definiert, Regelgeschwindigkeit und -genauigkeit festlegt und auf den Nutzer
abstimmt. Je nach Konzept kann eine träge oder schnelle Anpassung des
Innenraums gewünscht sein. Dementsprechend sind die technischen Systeme
auszulegen.