4. Passive und aktive Maßnahmen zur energetischen Optimierung


Die beschriebenen Energieflüsse werden von unterschiedlichen Eigenschaften des Gebäudes beeinflusst. Dies sind zum Beispiel die Gestaltung, die Qualität der Gebäudehülle, Art und Effizienz der Gebäudetechnik sowie die verwendeten Energieträger.

Gebäudeentwurf, Gebäudehülle und Gebäudetechnik sind von Beginn an als Gesamtsystem zu betrachten und aufeinander abzustimmen. Durch passive und aktive Maßnahmen kann der Energiebedarf im Gebäudebetrieb minimiert und der Restbedarf effizient und regenerativ gedeckt werden. Für ein energetisch optimiertes Gebäude geht es zunächst darum, Wärmeverluste im Winter und Überhitzungen im Sommer zu vermeiden, eine natürliche Belüftung und eine ausreichende Tageslichtversorgung (bei gleichzeitiger Verschattung) zu ermöglichen sowie Strom effizient zu nutzen. Der Energiebedarf ist durch eine sorgfältige Konzeption von Entwurf und Gebäudehülle so weit wie möglich baulich und wirtschaftlich zu reduzieren (passive Maßnahmen). Erst anschließend ist die Energieversorgung zur Bereitstellung von Wärme, Kälte, Luft, Licht und Strom über aktive Technologien (aktive Maßnahmen) zu optimieren, möglichst unter Verwendung erneuerbarer Energiequellen.


Abb. 6: Minimierungs- und Optimierungspotenziale hinsichtlich des Energiebedarfs durch passive und aktive Maßnahmen; Quelle: ina Planungsgesellschaft mbH


Die nachfolgend vorgestellten passiven und aktiven Maßnahmen widersprechen sich teilweise beziehungsweise sind nicht immer alle sinnvoll miteinander zu kombinieren. Im Rahmen der Konzeptentwicklung müssen sie gegeneinander abgewogen werden.

So können beispielsweise solare Gewinne sowohl passiv als auch aktiv genutzt werden. Während sich ein Passivhaus typischerweise mit großzügigen Fensterflächen nach Süden öffnet (um möglichst hohe solare Wärmegewinne im Winter zu erreichen) und mit einer minimierten, geschlossenen Nordfassade Wärmeverlusten vorbeugt, wird die Gebäudekubatur eines Aktivhauses in der Regel zugunsten einer solaraktiven Nutzung, also auf möglichst große Erträge einer Photovoltaik oder solarthermischen Anlage, optimiert – auch wenn mit der Ausrichtung und Neigung der Dachflächen nach der Sonne ggf. eine vergrößerte Nordfassade mit Fensteröffnungen einhergeht.


Abb. 7: Vergleich der Grundideen von Aktivhaus und Passivhaus; Quelle: ina Planungsgesellschaft mbH


Dieses einfache Beispiel zeigt, wie unterschiedlich energetisch optimierte Gebäude aussehen können. Es wird sich zudem kaum ein Bauherr finden, der sein Gebäude nach rein energetischen Aspekten gestalten lässt. Umso wichtiger ist die Kenntnis eines umfassenden „Werkzeugkastens“ passiver und aktiver Komponenten, die auf die jeweilige Bauaufgabe und den architektonischen Entwurf angewendet werden können.